Brot backen
Brot backenDer Name der Fahrt hat, wie die Schüler ganz richtig vermutet haben, etwas mit Essen zu tun. Schließlich essen wir nicht nur reichlich, sondern auch sehr gut. Weit besser, als auf jeder Radtour - ein Dank dafür auch an Peter Singer, mit dem ich diesen und letzten Sommer für 2 Wochen auf Fahrt gehen konnte. Im ersten Jahr hatte er die Kochverantwortung und ich habe viel gelernt, in diesem Jahr war ich der Koch und konnte auf seine Erfahrung zurückgreifen. Danke Peter! Wir haben unter anderem als Hauptgerichte Hühnerbrust mit Kartoffelchips (am Ruhetag) und Frühlingszwiebelsuppe mit
selbstgebackenem Brot in unser Kochprogramm aufgenommen. Die Tage werden wir anfangen unser Kochbuch zu schreiben. Es dient erst einmal vor allem dazu, dass auch nicht so erfahrene Köche einkaufen können. Das Crunchy variieren wir weiterhin - unglaublich, welche Mengen wir essen, besonders mittags und abends. Zum Frühstück gibt es für ein paar Tage die Hundefutterabteilung (Gruß an die Duschfahrt - Hundefutter ist so Zeug wie gezuckerte Cornflakes oder Smacks), aber die 5
sehen schnell ein, dass man damit nicht wandern kann und schon nach einer Stunde wieder Hunger hat. Na denn, der Name unserer Fahrt ist: " Schlemmerfahrt". Das freut mich besonders, weil "Nomen est omen"! Auch beim 2. Brotbacken war wieder ein 18-jähriger Throughhiker anwesend und fand das Ergebnis so herausragend, dass er jetzt selber Brot backen will. Ob es klappt? Aber, Flash und Moses, falls ihr es probiert, "allet Jute". Flash ist nach Norden unterwegs, also bleibt nur der Emailkontakt
nach der Wanderung (unterwegs fehlt einfach die Zeit und der Internetzugang), Moses wandert zwar noch bis Georgia nach Süden, aber er ist schon 50 Tage mit Ari unterwegs und die beiden gehen weitere Strecken als wir.

Dabei sind wir gar nicht schlecht. Wir versuchen 10 Meilen (16km) im Schnitt zu gehen, was auch oft mit den Schutzhütten übereinstimmt. Aber es kann auch mal passieren, wie gestern, dass es 14,5 (23km) werden. Das ist in der 2. Woche richtig ordentlich, schließlich geht es weiterhin reichlich
bergauf und -ab, selbst bei ebenen Abschnitten bleibt der Pfad sehr schmal und ist mit Wurzeln und Steinbrocken übersät. Andererseits macht das einen Teil des großen Reizes des AT aus. Dazu kommen die Bäche und auch Seen, viel Wald und dann doch mal wieder eine herrliche Aussicht auf die grünen
Berge Vermonts (fr.: grüne Berge).

Neben Ari und Moses treffen wir leider letztens auch eine ignorante Wanderin, die zur Begrüßung an der Schutzhütte einen anderen Wanderer fragt, ob es sich bei uns um einen Wanderverein oder um herumhängende Jugendliche handle. Dazu noch ein paar Sprüche über Langstrecken- und Abschnittswanderer, da hilftauch ihr Abschiedsgruß am Morgen nicht - wir haben ausnahmsweise
keine guten Wünsche für sie. Paul aus Kanada ist da wieder ganz anders, ihn haben wir schon öfter gerne getroffen. Auch da ist der Anfang nicht ganz leicht, weil der beste Schülerkoch, Barzi, mit seinem Hinterteil zu nach an Pauls Gesicht kocht und Paul mich darauf hinweist und um Abhilfe bittet, aber so langsam gewinnen alle großen Respekt vor Paul und freuen sich, wenn wir ihn wieder sehen. Er geht mit seinem schweren Rucksack einen Teil des Long Trails (mehr dazu hoffentlich nächstes Mal), wird Weihnachten 70 Jahre alt und will im nächsten Sommer einen guten Teil des CDT (Continental
Divide Trail) wandern! Dazu eine ruhige Art und seine jahrzehntelange Arbeit in den Wäldern Nordkanadas…mit vielen Geschichten…

Nach dem Besuch bei Peter lassen wir es langsam angehen. In der ersten Woche sind wir abschließend im Grenzbereich gewandert. Die Schüler wollten es so und ich habe mich nicht dagegen entschieden, weil es noch machbar war. Aber nach dem Ruhetag gehen wir in 2 Tagen nur 17 Meilen und kommen
uns anschließend vor wie im Traum. Bob und Chris Yuengling, der ehemalige Mathelehrer von Laura in Boston und seine Frau, holen uns ab und nehmen uns für eine Nacht in ihrem Bed und Breakfast. Das Haus ist so schön, viele Zimmer (die wir alle mit Einzel- bzw. Doppelbenutzung belegen dürfen), dazu reichlichst gutes Essen (die beiden wandern viel und wissen um den Appetit von Jugendlichen), Dusche, Süßigkeiten, Fernseher, die Zeit ist viel zu kurz, um alles voll auszukosten - weil auch die Betten so klasse sind und Schlaf ein Hochgenuss ist. Die beiden sind zudem einfach tolle Menschen, mit denen ich mich gerne unterhalte.

Zu allem Überfluss ist es von ihrem Haus nur anderthalb Meilen bis zur Weston Priory. Dieses kleine und sehr ungewöhnliche Benediktinerkloster kenne ich noch sehr gut von meinem Aufenthalt vor 14 Jahren - erst in einer Blockhütte in den Wäldern, zu Weihnachten für 4 Tage im Kloster. Was soll
ich mit wenigen Worten zu diesen Mönchen sagen, außer, dass es für mich neben Taize keinen anderen Ort wie ihren gibt. Natürlich viel ruhiger, obwohl sie viele Menschen anziehen. Es handelt sich allerdings nicht um Jugendliche, stattdessen nutzen vor allem mittelalte bis ältere Menschen die die Gelegenheit zu einem Rückzug nutzen. Oder aber zu vielen Besuchen von einemprivaten Übernachtungsplatz aus, beispielsweise bei Bob und Chris. Der AT ist ganz in der Nähe, im Winder mehrere Skigebiete, ich kann es nur wärmstens empfehlen. Chris stellt gerade ihre Internetseite zusammen, im Winter werde ich sie in diesen Bericht aufnehmen, wenn ich Fotos hinzufüge. Heute kann ich nur die Internetadresse der Brüder angeben: www.westonpriory.org

Dieses Jahr gab es im Osten der USA einen verregneten Frühling, dazu beispielsweise in Vermont ab Mitte Juli 30 Tage mehr oder weniger Dauerregen. Das ist nicht normal, hat es auch für die Wanderer schwerer gemacht. Seit wir da sind, regnet es kaum noch und wenn, dann sind wir gerade in einer Schutzhütte. Wir wissen also weiterhin nicht, ob wir regendicht packen können, aber von mir aus dauert es noch viel länger, bis dieser Test ansteht. Dafür ist es oft schon so kühl wie normalerweise Ende September. Aber der September selbst soll richtig schön werden….hoffentlich…..

Heute haben wir einen weiteren Ruhetag, bzw. was wir so Ruhetag nennen. Inzwischen liegen 95 Meilen auf dem AT hinter uns und gestern kamen wirNachmittag in Manchester Center an. Dort haben wir beim Mountain Goat Outdoorladen nachgefragt, ob wir irgendwo privat unterkommen können. Es
hat gerade niemand etwas angeboten, aber nachdem klar wird, wer wir sind und was wir machen, gibt es ein paar Telefongespräche und wir haben einen Platz bei Marge und Bob Fish. Marge ist den AT vor ein paar Jahren komplett gegangen und die beiden bieten Wanderern regelmäßig Unterkunft. Sie wohnen zwar 12 Meilen von Manchester entfernt, aber wir kaufen schnell ein und trampen hin. Die Paarzusammenstellung beim trampen wechselt im Kreis, wobei es wunderbar paßt, dass 4 Mädchen und 3 Jungen dabei sind. Erstens sicher, zweitens helfen die Mädchen sehr, um mitgenommen zu werden. Es klappt sehr gut und manchmal drehen Autofahrer um, weil sie Wanderern gerne helfen. Von Bob sehen wir dann nicht so viel und von Marge gar nichts, weil sie bis spätabends gearbeitet hat und frühmorgens schon wieder los ist, aber mit der Essenszubereitung (es gab wieder Barzis MC-Mix, diesmal mit Hühnerschnetzeltem) haben wir genug zu tun. Wir schlafen in Zelten bzw. auf der Veranda (mein GoLite Mückenzelt ist einfach genial, denn auch im Shelter/Schuetzhütte ist es schnell aufgehängt und sorgt für ungestörten Schlaf).

Nach etwas Ausschlafen und gutem Frühstück mit Eiern, Speck und Tortillas geht es dann wieder nach Manchester Center. Post abholen, Sachen nach D. C. vorausschicken, eigene Erledigungen, Wäsche waschen (nach dem ersten Waschen hat sie merkwürdigerweise kaum Geruch verloren, so dass wir das
wiederholen müssen) und Lebensmittel einkaufen - so ein Einkauf für 4 Tage dauert ein paar Stunden; erst recht, weil wir wieder neue Gerichte zu unserer Menüliste fügen und nicht alle Lebensmittel den in Deutschland bekannten entsprechen. Nach dem Einkaufen verbringen wir dann immer einige Zeit mit "entmüllen": Verpackungen werden möglichst gleich weggeschmissen und viele Lebensmittel in Ziptüten umgefüllt. Irgendwann muss man auch noch essen, dann wieder trampen, für heute Abend steht neben dem Kochen fürs Abendessen noch die Zubereitung des neuen Crunchies an und Holz stapeln als
Dank an Bob und Marge.

Morgen geht es wieder in die Wälder, außerdem hat Barzi Geburtstag! Er hat die Tage gestaunt, wie fit Sophie durch die Gegend schlappt. Sollten wir mal bei Dunkelheit wandern müssen, kann sich jeder an David wenden, denn er hat neben der Petzl Tikka als Neukauf hier noch eine Minilampe bekommen und
hatte eh schon das 1-LED-Licht von Globetrotter. Franzi arbeitet fleißig daran, mit dem Bogen ein Feuer zu machen - die Schnitzarbeiten sind fertig, außerdem hat sie heute ihre schweren Wanderstiefel vorausgeschickt, denn sie kommt mit ihren Mokassins viel besser zurecht. Konsti hat nach David
diesmal wunderbaren Brotteig geknetet, Phine und Franzi haben eine Feuergrube ausgehoben und das Backen betreut (wenn ihr wüßtet, was es die Tage Leckeres zum Abendessen gibt….) und A. G., unsere geniale Schläferin beim Ruhetag in Belmont (da hat sie glatt 15 Std. geschlafen) ist heute
schon um 9 Uhr 30 und ohne Wecker aufgestanden….jetzt stapeln alle Holz, während ich mich um diesen Bericht kümmere. Das ist aber absolut okay, schließlich habe ich in den ersten Wochen so viel zu tun. Einiges ist zwar langsam klar, aber mit- und vorausdenken gehört noch nicht zu den Stärken. Egal, wir haben bisher eine richtig tolle Wanderung, da sind wir uns einig!

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